Fohlas Zwiespalt

… und so schufen Belenor und Heled ihre Tochter Fohla. Wie ihre Schwester, war sie von atemberaubender Schönheit. Doch wo Marha zart und schüchtern war, war Fohla reizvoll und offenherzig. Wo Marha als Erstgeborene Wissen und Macht anhäufte und für sich behielt, da teilte Fohla alles was sie wusste und lernte. Unbefangen und glücklich kümmerte sie sich um all ihre Kinder. Ob Pflanze oder Tier, jedes Wesen war geliebt und behütet und sie schuf jedem den bestmöglichen Raum zum Leben.

Doch schon bald schufen Belenor und Heled Fohlas Brüder Eremon und Firn. Der wilde Eremon, getrieben von seinem Tatendrang, brachte die warmen Tage voller Sonne und Energie. Firn hingegen war bedächtiger und geduldiger. Er liebte die Ruhe und so brachte er die kalte Zeit, in der die Welt unter einem weichen weißen Mantel zur Ruhe kommen sollte.
Beide Brüder waren stattlich und äußerst ansehnlich und in Freundschaft zueinander tief verbunden. Sie liebten den Wettstreit und waren dennoch ebenbürtig in ihrem ständigen Bestreben, die Welt nach ihren Wünschen und ihrem Wesen zu verändern.
Eines Tages, als beide wieder einmal um die Vorherrschaft rangen, sah Fohla sie in ihrem Zwist und beobachtete sie. Sie war angetan von beiden, von ihrer Schönheit, der Anmut und der Macht über Fohlas Geschöpfe. Und sie sah, wie Eremon in diesem Wettstreit obsiegte.
Beflügelt von seinem Sieg und voller Stolz, ging Eremon zu ihr herüber. Offen und charmant wie er war, zog er sie in seinen Bann und verführte sie mit seiner Wärme, seinem Kampfgeist und seinem Wesen voller Energie. Die Begegnung der beiden traf Firn, welcher insgeheim eine große Zuneigung für Fohla verspürte, tief in seinem Herzen. Er war der Zurückhaltende, der Stille, der, dessen Liebe langsam wächst und nie mehr vergeht. Er war anders als sein Bruder, der die Frauen im Sturm eroberte und sie dann fallen ließ, sobald er eine schönere entdeckte.
Doch auch Fohla verfiel dem Charme ihres Bruders Eremon und verliebte sich in ihn, der strahlend und voller Wärme war. Firn musste indes zusehen wie sein Bruder mit der Frau, die er liebte, die Welt bereiste und allem Leben neue Energie und Freude brachte. Fohla und Eremon ergänzten sich vollkommen. Fohla erschuf das Leben, Eremon erfüllte es mit Tatkraft und Elan. Der Anblick schmerzte Firn. Er zog sich zurück um seinen Kummer zu verstecken und seinen Schmerz zu lindern.

Doch es kam wie Firn es vorhergesehen hatte. Nachdem Eremon sich ausgetobt hatte, verließ er Fohla und wandte sich anderen Vergnügen zu. In ihrer unendlichen Trauer wandte Fohla sich an Firn, welcher sich ihr bereitwillig zeigte um sich liebevoll um sie kümmern. Er kannte ihren Schmerz und gemeinsam konnten sie einander heilen. Fohla erholte sich und überwand ihre Trauer sowie ihren Schmerz. Auch Firn blühte auf und verwandelte die Welt bereitwillig wieder nach seinem Gutdünken. Doch ein halbes Jahr später tauchte Eremon erneut auf und störte Firns Glück. Er lockte Fohla, riss sie aus Firns Armen und verführte sie ein weiteres Mal. Erneut verließ Fohla Firn um sich auf die berauschenden Abenteuer des heißblütigen Eremon einzulassen. Doch als Eremon sie erneut verließ, war Firn bereit, sie aufzufangen und zu trösten.

Seit jeher stürzt Fohla sich jedes Jahr erneut in Eremons Abenteuer und die Freunden des Sommers, nur um schon bald wieder Trost bei Firn zu finden, der sowohl ihr als auch der Welt Ruhe bringt. Die Welt empfindet mit ihr und wandelt sich, ganz nach den Wesen von Eremon und Firn. Sie blüht auf, ist voller Energie und Tatendrang um schließlich im Winter zu ruhen und sich zu erholen. Von diesem Tage an begann der stete Wechsel der Jahreszeiten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert