Zwergischer Ahnenkult

Der Große Schmied

Der Schöpfergott der Zwerge hat viele Namen, da jeder Klan eine eigene Verbindung zu ihm hat. Bei manchen Klans hat er Namen wie Mahal, Vraccas oder Aule, bei anderen wird er vertraut „Väterchen“ genannt. Was alle Zwerge eint, ist die feste Überzeugung, dass er ein mächtiger Schmied ist. Noch vor Steinmetzen und Gemmenschleifern sind bei den Zwergen Schmiede die angesehensten Schöpfer von Dingen. So trägt der Gott der Zwerge bei allen Zwergen, egal bei welchem Klan, welchem Stand oder welcher Herkunft den Titel Großer Schmied.

Die Zwerge erzählen sich, dass der Große Schmied sich selbst aus dem Nichts erschaffen hat, weil ihm der Sinn danach stand. Angetrieben von seiner Arbeitsfreude und der Lust am Erschaffen guter Dinge schmiedete er die ersten Berge und schmückte die Welt mit ihnen.
Er erfreut sich an allen Handwerken und Arbeiten, die er beherrscht, von kleinen Schnitzarbeiten bis hin zum Schmieden aller Länder und Berge und Meeresbecken. Er erschuf Steine, Edelsteine ​​und alle Mineralien und Metalle.

Nach den Legenden und Geschichten der Zwerge wurden die ersten ihres Volkes vom Großen Schmied aus dem Granit der Berge geschlagen und vom Stein selbst geboren. Während die Zwerge in diesen frühen Tagen erwachten, setzte der Große Schmied seine meisterhafte Arbeit fort und stellte sicher, dass die Welt ein Paradies für sein Volk werden würde. Er gab den Zwergen die Liebe zu allem, was auch er selbst liebte: Handwerk, Beständigkeit und die Schätze im Herzen der Welt.
Um dies alles bewahren und beschützen zu können, machte der Große Schmied die Zwerge stark und unnachgiebig. Als gute Krieger sollten sie in der Lage sein, seine Werke und Schätze vor allem Bösen verteidigen zu können.

Zwergischer Ahnenkult

Viele Zwerge glauben, dass die Ahnen nach ihrem Tod weiterleben. Sie glauben zwar an einen Schöpfergott, aber die Zwerge können sich nicht direkt durch Gebet an ihn wenden. Dies ist Aufgabe der Ahnen, die eine wichtige Mittlerrolle zwischen den Lebenden und dem Großen Schmied einnehmen.

Der Begriff Ahn ist ein Ehrentitel. Ahnen sind dabei nicht einfach alle Vorfahren, sondern nur solche, die sich um die Gemeinschaft verdient gemacht haben. Die Ahnen bzw. ihre Verehrung haben sowohl eine soziale Funktion, da sie die Klans einen, als auch eine religiöse, da sie die Mittler zum Großen Schmied sind.
Das Verhältnis der Zwerge zu ihren Ahnen ist mehr als bloße Erinnerung und ihre Verehrung mehr als bloßer Totenkult, denn es geht nach zwergischem Verständnis um eine lebendige Beziehung mit einer Kommunikation in beide Richtungen.
Die Zwerge verehren sie, beten sie aber nicht als Götter an.

Die Bedeutung für die Gemeinschaft

Traditionell definiert der Zwerg seine Identität und Persönlichkeit nicht aus seinen individuellen Leistungen, sondern aus seiner Stellung in der Gemeinschaft – im Königreich, im Klan, in der Sippe. Diese Gemeinschaft besteht jedoch nicht nur aus den Lebenden, sondern aus den Lebenden, ihren Ahnen und den Noch-nicht-Geborenen. Die Verehrung der Ahnen durch die Nachkommen hat dabei gemeinschaftsbildende und -stärkende Kraft: Ahnen sind der gemeinsame Bezugspunkt, und sie verkörpern in ihrer Vorbildfunktion die gemeinsamen Werte, die die Gemeinschaft zusammenhalten.

Ahnen als Vorbilder

Ahnen erfüllen nicht zuletzt eine wichtige Vorbildfunktion, die Rolle moralischer Vorbilder, worin sie den Heiligen der Menschen nahekommen. Mit dem Beispiel ihres Lebens setzen sie den Rahmen für Richtig und Falsch im Klan, in dem sie verehrt werden. Man kann auch umgekehrt davon sprechen, dass ein Klan mit der Verehrung eines Ahns die Werte und Maßstäbe deutlich macht, die in ihm gelten sollen. Darin kommt ein stark traditionsorientiertes Denken in zwergischen Gemeinschaften zum Ausdruck.

Erscheinungen der Ahnen

Ahnen haben nach traditioneller Auffassung eine große Bandbreite von Möglichkeiten, mit den Lebenden Verbindung aufzunehmen und ihnen ihren Willen bekannt zu machen. Dazu gehören vor allem die Interpretation natürlicher Ereignisse. Die Zwerge zählen Glück und Unglück zum Wirken der Ahnen. Krisen, die Zwerge im Leben treffen können, wie Krankheit, Steinschlag, Unwetter usw. werden häufig als Strafe der Ahnen für eigenes Fehlverhalten gedeutet. Das Wirken der Ahnen wird von jedem Zwerg für sich gedeutet– hilfreich in Krisenzeiten, aber auch strafend, wo Normen der Gemeinschaft verletzt werden und diese darum in Gefahr gerät. Alles in allem wird das Wirken der Ahnen daher überwiegend positiv gesehen, d. h. gemeinschaftsstiftend und -erhaltend. Die Gunst der Ahnen bringt den Zwergen Glück.

Kriterien für den Ahnenstatus

Nicht jeder Vorfahre ist ein Ahn. ‚Ahn’ ist ein Ehrentitel, der nur bestimmten Vorfahren nach bestimmten Kriterien zuerkannt wird. Diese Kriterien werden burful (wörtl. ahnengleich) genannt. Nur ein Zwerg, der im Leben burful war, kann nach seinem Einzug in die ewige Schmiede den Titel Ahn erhalten.

Als Kriterien gelten:
-ein vorbildliches Leben
-ein hohes Alter erreicht zu haben und/oder einen glorreichen Tod in der Schlacht gestorben zu sein
-eine wichtige Stellung in der Gemeinschaft schon zu Lebzeiten

Auf Grund dieser Kriterien kann man davon sprechen, dass der Ahnenstatus in gewisser Weise eine Verlängerung der Position bilden kann, die der Verstorbene zu Lebzeiten innehatte. Dies gilt jedoch nicht, wenn das erste Kriterium verletzt wurde.
Heirat und Nachwuchs zählen nicht zu den Kriterien, da dies für Zwerge von geringerem Wert ist als für Menschen.

Formen der Ahnenverehrung

Die Verehrung der Ahnen ist von Klan zu Klan unterschiedlich. In einigen Klans gibt es Orte, an denen die Zwerge rituellen Kontakt mit ihren Ahnen suchen – Ahnenschreine in den Hallen des Klans. Andere Klans verehren ihre Ahnen indem ihnen am Essenstisch ein Platz freigehalten und Essen und Bier aufgetischt wird, welches nach dem Mahl symbolisch im Feuer geopfert wird. Wieder andere tragen Schmuckstücke wie Ketten mit Anhängern, die sie mit ihren Ahnen verbinden sollen.
Opfer, allen voran Bier und Gold, das in einer Esse verbrannt wird, werden den Ahnen dargebracht, sind aber letztlich nicht für sie, sondern durch sie, als Mittler, für den Großen Schmied bestimmt.
Ahnen werden verehrt, nicht angebet. Riten für die Ahnenverehrung können allein oder gemeinschaftlich vollzogen werden. Ein Priester ist dafür nicht notwendig, da alle Zwerge Kinder des Großen Schmieds und mit ihren Ahnen verbunden sind.

Hört den Hammerschlag und seht in die Esse.
Dort sehe ich meinen Vater und meine Mutter.
Dort sehe ich meine Schwestern und meine Brüder.
Dort sehe ich meine Ahnen von Beginn an.
Sie rufen nach mir. Sie laden mich ein, meinen Platz an ihrer Seite einzunehmen.
In der ewigen Schmiede, in der die Welt neu entsteht.
Wir weinen nicht um diejenigen, die glorreich gestorben sind,
sondern wir feiern diejenigen, die glorreich gelebt haben.

Die ewige Schmiede, in der die Welt neu entsteht (khebbul’abdîth wörtl. Schmiede der jungen Berge)

Die Zwerge von Izùdin verbrennen ihre Toten. Da sie sehr praktisch eingestellt sind, verschwenden sie wenig kostbaren Lebensraum unter der Erde mit Friedhöfen oder Grüften.
Allein die verstorbenen Großkönige ruhen in Grabkammern in der Hauptstadt Khazâd’gatholel. Ohne einen Funken Leben in der Esse wird der tote Körper nicht länger als der Verstorbene angesehen. Die Seele hat ihn verlassen und zieht in die Ewige Schmiede. Es ist nicht unüblich, dass Zwerge einen Teil der Rüstung oder Ausrüstung eines toten Verwandten aufbewahren.

Das Totenreich der Zwerge unterscheidet sich von dem der Menschen und anderer Völker. Die Zwerge sind ein sehr arbeitsames Volk. Sie vertiefen sich zeitlebens in ihre Arbeit um ihren Teil zum Wohle von Klan und Königreich beizutragen.
Dieser Fleiß endet auch nach dem Tod nicht. Sie glauben daran, dass sie nach ihrem Tod zu ihrem Schöpfergott, dem Großen Schmied ziehen. In der „ewigen Schmiede, in der die Welt neu entsteht“, helfen sie ihm die Welt zu gestalten. Die Welt wird unter dem mächten Hammer des Großen Schmieds geformt, sein Blasebalg haucht der Esse und so der Welt Leben ein.
In der ewigen Schmiede erfeuen sich die Zwerge am Klang der Schmiedehämmer, bodenlosen Bierfässern und Festmählern mit Gesang. Kein Leid der sterblichen Welt soll sie plagen.

Die Schwarze Kälte narag’kellel

Die Zwerge kennen als Feind aller Schöpfung narag’kellel, die Schwarze Kälte.
Solange die ewige Schmiede heiß und hell glüht, herrscht Leben auf der ganzen Welt und Tag folt auf Nacht. Narag’kellel bezeichnet das Fehlen von allem Guten, das die Welt zu einen lebensfähigen Ort macht. Es ist ein Zustand, der der Welt droht, wenn Ehre und Anstand verloren gehen. Die Zwerge kennen keine dämonischen Feinde, wie etwa die Menschen von Noras, sondern allein den Zustand, den eine Esse nicht erreichen darf: kalt und dunkel.

Wer sich gehen lässt und Böses in der Welt bestehen lässt, der lässt zu, dass narag’kellel Einzug erhält. Handeln wider dem Willen des Großen Schmiedes oder Entehrung der Ahnen lässt die Esse schwächer werden. Daher ist die Ahnenverehrung ein wichtiger Teil der zwergischen Gesellschaft.
Die Schwarze Kälte hat keinen eigenen Willen, doch werden aus ihr furchtbare Kreaturen geboren, die nach der Zerstörung allen Guten gieren. Die Zwerge von Izùdin glauben, dass ihr Erzfeind, das Volk der Orks, so entstanden ist. Der Große Schmied hat die Zwerge wehrhaft gemacht, damit sie gegen die Wesen bestehen können, die narag’kellel gebährt.
Narag’kellel ist weder ein böser Geist oder Dämon, noch ein Ort, an dem sich das Böse oder die Finsternis sammelt. Es ist ein Zustand der Welt, der Grund für ihre Vernichtung sein wird.

An dem Tage, an dem die Zwerge alle Gunst ihrer Ahnen verlieren, so glauben sie, wird die ewige Schmiede verlöschen und die Welt wird enden.
Der Große Schmied wird seinen gewaltigen Hammer nehmen und die Welt zerschlagen und die ewige Schmiede neu entfachen, bevor er aus den Resten der alten Welt eine neue erschaffen wird.
Die Ahnen, die ihm in der ewigen Schmiede helfen, werden in dieser neuen Welt leben, denn sie haben bereits ihre Ehre unter Beweis gestellt.

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